KZ-Außenlager Amstetten

Gründung des Konzentrationslagers

Das KZ-Außenlager bestand ab dem 19. März 1945. Am 20. März 1945 wurde kurzfristig ein zusätzliches Arbeitskommando von 495 weiblichen KZ-Häftlingen nach Amstetten geschickt. Der Einsatz wurde bei den männlichen Häftlingen auch als „Bahnbau I“  bezeichnet und als „Bahnbau II“ bei den weiblichen Häftlingen.

Lokalisierung

Die im KZ-Außenlager Amstetten eingesetzten männlichen Häftlinge waren in den vom Militär nicht mehr benützten Baracken des Militärlagers II, umgangssprachlich auch „Panzerlager“ genannt, interniert. Sie befanden sich in der Grillparzerstraße. Verschiedene Zeitzeugen haben das Lager mit betonierten Böden in langen, fabriksähnlichen Hallen beschrieben. Es gab kaum Nahrung und die hygienischen Bedingungen waren vollkommen unzureichend. Forschungen zum Frauenlager Amstetten haben ergeben, dass die weiblichen Häftlinge an zwei Tagen nach Amstetten zu Aufräumarbeiten ausrücken mussten. Somit ist eher von einem Arbeitskommando zu sprechen. Alle Zeitzeuginnen, die in diesem Arbeitskommando eingesetzt waren, erzählen, dass sie mit der Bahn dorthin und wieder zurück gebracht wurden. Der Bombenangriff vom 20.3.1945, der zahlreiche Häftlinge das Leben kostete, fand im Ortsteil Eisenreichdornach statt.

Informationen über die Häftlinge

Die genaue Anzahl der im Außenlager Amstetten während seiner einmonatigen Existenz eingesetzten bzw. internierten Häftlinge ist nicht bekannt. Ein Historiker geht von 1.500 männlichen und 500 weiblichen Häftlingen aus, hingegen kamen andere Historiker, basierend auf Transportlisten, auf 3.093 männliche im „Bahnbau I“ und 500 weibliche Häftlinge im „Bahnbau II“. Hans Maršálek dokumentierte 2.966 Häftlinge im „Männerlager“ und 500 im „Frauenlager“.

Zwangsarbeit

Die Häftlinge des KZ Mauthausen wurden zur Wiederherstellung der Gleisanlagen in Amstetten herangezogen. Da der „Verschubbahnhof“ Amstetten strategisch wichtig lag, war der Bahnhofsbereich Amstetten auch am 15. und 25. Dezember 1944 sowie am 15. Februar 1945 Ziel von Großangriffen. Zwei Tage nachdem die ersten Häftlinge im KZ-Außenlager Amstetten interniert wurden, fand ein neuerlicher Luftangriff von alliierten Bomberverbänden statt. Bei diesem Angriff am 20. März 1945 flüchteten um die 500 Häftlinge in ein nördlich der östlichen Bahnanlagen gelegenes Waldstück. Bei der Bombardierung wurde auch das Waldstück, wo die Häftlinge Schutz suchten, getroffen. Insbesondere eine große Gruppe von weiblichen Häftlingen wurde dabei schwer getroffen: 34 Frauen starben.

Bewachung

Der Name des Lagerführers ist nicht bekannt. Nur, dass das Lager von Angehörigen der SS und der Wiener Polizei bewacht wurde.

Schließung

Die ersten Häftlinge wurden Anfang April 1945 in das Stammlager Mauthausen rücküberstellt. Am 18. April 1945 wurde das KZ-Außenlager in Amstetten dann endgültig geschlossen und die noch verbliebenen Häftlinge (ca. 1.500) wurden ebenfalls nach Mauthausen deportiert.

Gedenken und Erinnern

In den 1970er Jahren wurde ein Bildstock im Ortsteil Eisenreichdornach errichtet, welcher an die bei einem Luftangriff verstorbenen Häftlinge erinnert. Jährlich findet an dieser Stelle eine Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung statt, die von der lokalen Initiative gemeinsam mit dem MKÖ organisiert wird. Der genaue Termin wird jeweils zu Jahresbeginn bekannt gegeben und ist hier zu finden.

Fotos (Aktuell, Historisch, Topografie und Luftaufnahmen)

Gedenkfeier in Eisenreichdornach
Gedenkfeier in Eisenreichdornach
Gedenkfeier in Eisenreichdornach
Gedenkfeier in Eisenreichdornach
Gedenkfeier in Eisenreichdornach
Gedenkfeier in Eisenreichdornach
Gedenkfeier in Eisenreichdornach
Bildstock in Eisenreichdornach
Bahnhof Amstetten nach einem Bombenangriff
Mililtärlager II 1962
Erkennungsdienstfoto (1940) des Häftlings Pawel Bakowski (später im KZ-Amstetten)
Katasterüberblick AL Amstetten 1:2.000, Männerlager-großteils Grundstück 374/24 und 374/44
Überblick 1:20.000 mit GPS-Daten, 1=ehem. Lagergelände, 2=Eisenreichdornach "Bombenangriff 20.3.1945", 3= Bahnhof Amstetten
Überblick 1:5.000 mit GPS-Daten - Eisenreichdornach, 1=Waldstück, in das sich die Häftlinge beim Bombenangriff am 20.3.1945 flüchteten
Detailplan Lager I&II