KZ-Außenlager Hinterbrühl

Gründung des Konzentrationslagers

Das KZ-Außenlager Hinterbrühl gehörte zum Lagerkomplex des KZ Floridsdorf, welches mehrere für die Heinkel-Werke eingerichtete Lager im Raum Wien umfasste. Das geflutete Gipswerk wurde am 1. Mai 1944 für Heinkel beschlagnahmt und ab August 1944 leer gepumpt.

Lokalisierung

Die Produktionsstätten befanden sich in der heutigen Seegrotte in Hinterbrühl. Das Lager selbst war oberhalb der Grotte an der heutigen Johannesstraße angelegt, wo sich gegenwertig eine kleine Gedenkstätte befindet. Der Weg der Häftlinge vom Lager zu den Produktionsstätten in der Seegrotte erfolgte angeblich direkt durch den aufgelassenen Förderturm 3 des früheren Gipsbergwerkes.

Informationen über die Häftlinge

Über die Häftlinge des Außenlagers Hinterbrühl sind nur wenige Informationen erhalten. Die meisten von ihnen stammten aus Polen, der Sowjetunion und Italien. Die unterschiedlichen Häftlingshöchstzahlen ergeben sich daraus, dass bei der „Evakuierung“ der Außenlager im Großraum Wien fast alle dieser Transporte über das KZ-Außenlager Hinterbrühl als Sammellager gegangen sind. Die oben genannten 800 Häftlinge waren die Stammbelegschaft, die 1.800 Personen der Häftlingshöchststand inkl. der Evakuierungstransporte. Zeitzeugenberichte sprechen jedoch davon, dass nicht alle Häftlinge aus dem Großraum Wien gleichzeitig in Hinterbrühl interniert worden waren, sondern in Gruppen über das dortige KZ-Außenlager nach Mauthausen getrieben wurden. So waren es höchstwahrscheinlich weit mehr als 3.500 Häftlinge, die im KZ Hinterbrühl zumindest kurzfristig interniert waren. Da die Häftlinge von der SS im übergeordneten KZ-Floridsdorf registriert wurden, ist nicht bekannt, wie viele Häftlinge im KZ-Außenlager Hinterbrühl ums Leben gekommen sind.

Zwangsarbeit

Die Häftlinge wurden zur Produktion der Rümpfe für den Düsenjäger He 162 sowie zur Anfertigung von Kopfelementen der V2-Rakete und von Bauteilen für den Nachtjäger He 216 eingesetzt. Die Gefangenen arbeiteten zuerst im Zwei-Schicht-Betrieb mit jeweils 12 Arbeitsstunden, dann im Drei-Schicht-Betrieb zu jeweils acht Arbeitsstunden, da sich diese Variante im Sinne der NS-Rüstungsindustrie als effizienter herausgestellt hatte. Die fertigen Düsenjägerrümpfe wurden dann im KZ-Außenlager Schwechat-Heidfeld montiert.

Bewachung

Kommandant aller „Heinkel-Lager“ war seit Mai 1944 SS-Untersturmführer Anton Streitwieser. Für die Bewachung der Häftlinge waren großteils Angehörige der Luftwaffe zuständig.

Schließung

Ins KZ-Außenlager Hinterbrühl wurden, im Zuge der Evakuierungsmaßnahmen, Häftlinge aus anderen KZ-Außenlagern wie Floridsdorf oder Schwechat-Heidfeld transportiert. Insgesamt wurden am 1. April 1945 1.884 Häftlinge zu Fuß ins KZ Mauthausen überstellt, nur 1.624 erreichten Mauthausen tatsächlich. Vor dem Abmarsch ermordeten die Bewacher 52 marschunfähige Häftlinge und ließen sie in einem Massengrab auf dem Lagergelände verscharren. Das Außenlager wurde mit 1. April 1945 aufgelöst.

Gedenken und Erinnern

Die Leichen aus dem Massengrab wurden 1946 exhumiert und auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben. Die Seegrotte wird seit kurz nach Kriegsende touristisch genutzt: als Europas größter unterirdischer See. In der Seegrotte Hinterbrühl finden sich noch Bauteile des Düsenjägers He 162 und auch die ehemaligen Produktionsstätten können noch besichtigt werden. 1989 wurde das Grundstück, auf dem das KZ-Außenlager stand, vom „Verein zur Errichtung einer KZ-Gedenkstätte in Hinterbrühl“ gekauft. Der Verein hat Gedenksteine und Informationstafeln errichtet und jedes Jahr finden Gedenkveranstaltungen statt. Die Termine stehen im Programm der Gedenk- und Befreiungsfeiern.

Fotos (Aktuell, Historisch, Topografie und Luftaufnahmen)

KZ-Gedenkstätte in Hinterbrühl
Gedenkstätte in Hinterbrühl
Gedenkstätte in Hinterbrühl
Seegrotte heute
Seegrotte
Seegrotte
Seegrotte
Seegrotte
Seegrotte
Seegrotte
Seegrotte
Seegrotte
Überblick mit GPS-Daten 1:5.000; 1: Memorial neben Johannesstraße, 2: Seegrotte
Katasterplan 1:1.000, ehem. KZ-Gelände in Hinterbrühl - GstNr. 373/6