KZ-Außenlager Linz II
Gründung des Konzentrationslagers
Die Entstehung des Lagers ging auf eine direkte Intervention Hitlers zum Bau eines Luftschutzstollens für die Linzer Bevölkerung zurück. Für die alliierten Luftstreitkräfte war die Stadt ein vorrangiges Ziel, da dort viele wichtige Industriebetriebe angesiedelt waren. Am 21. Februar 1944 wurden die ersten 100 Häftlinge des KZ Mauthausen für den Ausbau des Linzer Bauernberg-Stollens nach Linz überstellt.
Lokalisierung
Das Lager Linz II befand sich in einem Stollen, dem sogenannten Märzenkeller, der mitten im Stadtgebiet (am Beginn der Bockgasse am Fuße des Bauernbergs) lag. Heute wird der Keller im vorderen Teil als Weinstube („Cembrankeller“) genutzt, der hintere Teil ist jedoch nach Voranmeldung zugänglich.
Informationen über die Häftlinge
Während der ersten Wochen nach der Gründung des Außenlagers wurden immer wieder Häftlinge aus Mauthausen und Gusen nach Linz II gebracht, sodass sich bald über 200 Personen dort befanden. Der Höchststand wurde mit 285 Häftlingen am 21. August 1944 erreicht; inklusive Rücküberstellungen gingen ca. 380 Männer durch das Lager. Es handelte sich laut Berichten von zwei Überlebenden um ca. 120 Sowjets, 80 Polen, 12 Deutsche, 6 Franzosen, einige Italiener, Jugoslawen, Griechen, Spanier und möglicherweise auch Belgier. Die Zahl der deutschen und französischen Häftlinge dürfte höher gewesen sein, ist jedoch nicht hinreichend belegt. Bezüglich der Häftlingskategorien gibt es keine Informationen. Fest steht lediglich, dass sich im Frühling 1945 keine jüdischen Häftlinge in Linz II befanden.
Zwangsarbeit
Die Häftlinge mussten im Stollen arbeiten, wo sie auch untergebracht waren. Viele von ihnen gelangten während der Dauer ihres Aufenthalts kaum bzw. nie (die Berichte der Überlebenden differieren – von „maximal einer Stunde pro Woche“ bis „niemals“ ist die Rede) ans Tageslicht. Wahrscheinlich ist, dass nicht auf alle Häftlinge dieselben Bedingungen zutrafen. Über die Arbeitsabläufe beim Stollenbau ist wenig bekannt. Ein Überlebender berichtet, dass die Häftlinge immer drei Meter vorbohren und ausbrechen und dann dieses Stück verschalen mussten. Sie arbeiteten in zwei Schichten zu zwölf Stunden (später möglicherweise acht Stunden), rund um die Uhr. Unterlagen der Baufirma Pöchtrager belegen, dass die KZ‐Häftlinge bei Stemm‐, Grabungs‐, Spengler‐ und Montagearbeiten sowie für den Transport von Material eingesetzt waren. Aufgrund von unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen kam es oft zu Unfällen; mindestens fünf Häftlinge kamen so ums Leben.
Bewachung
Lagerführer war SS-Oberscharführer Christoph Werner. Die Überlebenden berichten von zwei Vorfällen, als SS‐Männer Häftlinge „auf der Flucht“ erschossen: SS-Schütze Rudolf Julius tötete Mitte April 1944 den sowjetischen Häftling Todor Chutinsky, und SS-Unterscharführer Hermann Bührer erschoss am 12. Juni 1944 den RZA (russischen Zivilarbeiter)-Häftling Fedor Sawolin (ebenfalls aus der Sowjetunion). Außerdem befanden sich laut Überlebenden Theaterbedienstete (Schauspieler, Schneider, Schuster) aus Linz und Wien unter den SS‐Bewachern.
Schließung
Ende April 1945 schien das KZ Linz II noch in den Rapportbüchern des KZ Mauthausen auf. Über die Auflösung des Lagers bzw. die Befreiung der Häftlinge ist nichts bekannt. Die Abrechnungen der Firma Pöchtrager, die auch die an die SS geleisteten Zahlungen für die KZ‐Häftlinge enthielten, endeten mit 29. April 1945. Die Häftlinge wurden, so wird vermutet, im Mai 1945 zu Fuß in das Lager Linz III oder in Richtung Mauthausen evakuiert.
Gedenken und Erinnern
Die Stadt Linz errichtete 2001 im Linzer Botanischen Garten als Denkmal für das KZ-Außenlager ein „Steinfeld der Erinnerung“. Es befindet sich direkt über einem ehemaligen Luftschutzkeller und besteht aus einzelnen, mit kleinen Metalltafeln numerierten Granitsteinen, die unregelmäßig ins Gras verlegt wurden. Eine Gedenktafel erinnert an das KZ Linz II. Die lokale Initiative des Mauthausen Komitees Österreich in Linz hat im Stollen, im hinteren Teil des jetzigen „Cembrankellers“ eine Gedenkstätte errichtet.