KZ-Außenlager Linz III
Gründung des Konzentrationslagers
Da seitens der Reichswerke Hermann Göring eine Ausweitung des Häftlingseinsatzes in Linz geplant war und das Lager Linz I nicht ausreichend Platz bot, wurden am 22. Mai 1944 30 Häftlinge aus dem KZ Mauthausen als Vorkommando in ein bereits bestehendes großes Barackenlager im Überschwemmungsgebiet der Traun, das u. a. zur Unterbringung von italienischen Militärinternierten gedient hatte, verlegt. Die SS‐Verwaltung bezeichnete dieses neue Lager als „Linz III“.
Lokalisierung
Das Lager war zwischen dem Werksgelände der Hütte Linz, dem Werkskanal und dem Mündungsgebiet der Traun angelegt. Es befand sich auf einer Halbinsel im Überschwemmungsgebiet, was für die Häftlinge bei Hochwasser zusätzliche Probleme mit sich brachte. Mehrmals stand das Barackenlager unter Wasser.
Informationen über die Häftlinge
Bis Anfang Juni 1944 waren nur ca. 50 Häftlinge in Linz III untergebracht, danach stieg die Anzahl rapide an. Am 3. August 1944 wurden die 631 Häftlinge des aufgelösten bzw. zerstörten Lagers Linz I übernommen, laufend wurden Häftlinge aus dem KZ Mauthausen überstellt. Am 6. Oktober 1944 wurde mit 5.660 Häftlingen in Linz III der Höchststand erreicht. Die Lebensbedingungen waren sehr schlecht. Insgesamt kamen in Linz III mindestens 701 Häftlinge ums Leben. Die Zusammensetzung der Häftlingsgesellschaft war sehr heterogen. Aus mehr als 20 Nationen stammten die Häftlinge. Die meisten waren aus der Sowjetunion und aus Polen.
Zwangsarbeit
Der Zwangsarbeitseinsatz der Häftlinge erfolgte in den verschiedensten Bereichen der Reichswerke: beim Panzerbau in den Eisenwerken Oberdonau und in der Stahlbau GmbH, auch in der Hütte Linz. Unter anderem wurden drei Hallen auf dem Gelände der Stahlbau GmbH zur Panzererzeugung mit KZ‐Häftlingen belegt, außerdem gab es dort ein Kommando namens „Stahlbau‐Brückenbau“. Die SS‐Männer brachten die Häftlinge zu den Arbeitsstellen, übergaben sie an zivile Arbeiter und versahen Postendienst während der Arbeitszeit. Misshandlungen durch Wachmannschaften und auch Zivilarbeiter waren an der Tagesordnung. Außerdem wurden KZ‐Häftlinge zu Aufräumarbeiten am Werksgelände, bei der Bahn und im Stadtgebiet nach Luftangriffen eingesetzt.
Bewachung
In den ersten Wochen des Bestehens des Lagers gab es vermutlich noch keine von Linz I unabhängige Lagerführung. Dann wurde die 6. Wachkompanie aus Mauthausen nach Linz III versetzt, später wahrscheinlich auch die 10. Wachkompanie. Bis zu 370 SS-Angehörige waren zur Bewachung der Häftlinge eingesetzt. Lagerführer war SS-Obersturmbannführer Karl Schöpperle, Arbeitsdienstführer Herbert Winkler, Rapportführer anfänglich Franz Kofler und ab dem Sommer 1944 Hermann Sturm. Im Lauf der Zeit wurden die SS‐Wachmannschaften teilweise durch von der Wehrmacht zur SS übernommene (ältere) Soldaten abgelöst.
Befreiung
Als die Front immer näher rückte, bildete sich in Linz III ein geheimes, international zusammengesetztes Häftlingskomitee. Am 3. Mai 1945 endete die Arbeit im Werk um 15 Uhr, dann mussten sich die Häftlinge ins Lager begeben. Verschiedene Gerüchte über eine Evakuierung nach Ebensee kursierten, doch diese fand – möglicherweise aufgrund der Intervention des Lagerschreibers und des Revierkapos bei Rapportführer Sturm – nicht statt. Am nächsten Tag, dem 4. Mai, gab es keinen Appell mehr, die SS war offensichtlich nervös, und Kampflärm war deutlich zu hören. Am 5. Mai brachen die Häftlinge - mit Ausnahme der Kranken - nach Verhandlungen des internationalen Komitees und der SS‐Lagerführung zu einem Stollen in Steyregg auf, da in den Reichswerken Kampfhandlungen zu erwarten waren. Die Häftlinge befürchteten, von der SS in eine Falle gelockt zu werden, und waren erst durch die Androhung eines Schießbefehls zum Betreten des Stollens zu bewegen. Der weitere Verlauf der Ereignisse ist nicht ganz klar, da die Schilderungen der Überlebenden voneinander abweichen. Sehr wahrscheinlich ist, dass es auf dem Rückmarsch ins Lager zur Entwaffnung der Wachmannschaften kam, wobei ausländische Zivilarbeiter die Häftlinge unterstützten. Daraufhin wurden die SS‐Männer in einen Bunker gesperrt und die Häftlinge gingen ohne Begleitung zurück ins Lager, das mittlerweile an die US‐Armee übergeben worden war. Die Anzahl der Überlebenden betrug zwischen 4.800 und 4.900 Häftlingen.
Gedenken und Erinnern
Die Amicale de Mauthausen, der Verband französischer KZ-Überlebender, errichtete 1965 einen Gedenkstein. Dieser befand sich nahe des Areals des Lagers Linz III, wurde später auf den Parkplatz der Sportanlage VOEST verlegt und 1999 mit einer Außenausstellung zur Geschichte der Lager Linz I und Linz III erweitert. Diese wurde jedoch bei einem Unwetter zerstört. Heute befindet sich noch ein Gedenkstein für die KZ-Außenlager bei den Reichswerken auf dem ehemaligen Lagergelände Linz III. Außerdem gibt es eine Dauerausstellung im Zeitgeschichte Museum in Linz. Den Termin für die jährliche Gedenkveranstaltung finden Sie im Programm der Gedenk- und Befreiungsfeiern.