KZ-Außenlager Passau I
Gründung des Konzentrationslagers
Im Jahr 1939 erwarb die Stadt Passau die Oberilzmühle, um ein Wasserkraftwerk zur Ergänzung des bereits bestehenden Ilzkraftwerks in Hals zu bauen. Im Mai 1942 wurde das Projekt der „Arno‐Fischer‐Forschungsstätte“ übergeben, die ein sogenanntes Unterwasserkraftwerk unter der Leitung von Arno Fischer errichten wollte. Am 19. Oktober 1942 wurde das KZ Passau I - Oberilzmühle als Außenlager des KZ Dachau gegründet und etwa einen Monat später als Außenlager des KZ Mauthausen weitergeführt.
Lokalisierung
Die Baustelle und das Häftlingslager befanden sich ca. 5 km nördlich von Passau an der Ilz, die genaue Lokalisierung des Häftlingslagers ist heute nicht mehr möglich.
Informationen über die Häftlinge
Bei der Gründung von Passau I waren 24, überwiegend als „politische“eingestufte Häftlinge aus dem KZ Dachau interniert. Diese Gruppe wurde 1943 von etwa 70‐80 Gefangenen aus dem KZ Mauthausen abgelöst. Sie stammten hauptsächlich aus Polen, aber auch aus Spanien, der Tschechoslowakei, Deutschland, der Sowjetunion sowie Österreich. Im September 1944 befanden sich 70 männliche Gefangene im Lager. Im Februar 1945 wurden 50 Häftlinge ins Konzentrationslager Mauthausen überstellt.
Zwangsarbeit
Ein Teil der KZ-Häftlinge wurde im Sägewerk Oberilzmühle und zu allgemeinen Aufräumungsarbeiten nach alliierten Bombardements eingesetzt. Auch zur Beseitigung von sogenannten „Blindgängern“ wurden die Gefangenen eingesetzt. Die überwiegende Mehrheit jedoch musste auf der Baustelle des Unterwasserkraftwerks Zwangsarbeit leisten. Nachdem im Februar 1945 der Großteil der Häftlinge (50 Personen) nach Mauthausen überstellt worden war, wurden die verbliebenen 20 Häftlinge bis zum Kriegsende zur Durchführung von Montagearbeiten bzw. zur Wartung von bereits errichteten Anlagen eingesetzt.
Bewachung
Die Wachmannschaft bestand zunächst aus 8, später aus 15 SS‐Männern. Gewalt und schwere körperliche Misshandlungen kamen in Passau I häufig vor; (mindestens) vier Fälle von getöteten Häftlingen sind nachweisbar.
Schließung
Das KZ-Lager wurde kurz vor der Ankunft der US-Armee vom Lagerführer aufgelöst. Am 2. Mai 1945 fand die US-Armee die sich selber überlassenen KZ-Häftlinge im Lager.
Gedenken und Erinnern
In der Nachkriegszeit wurde das unvollendete Unterwasserkraftwerk zu einem konventionellen Flusskraftwerk umgebaut. Bei der Staumauer des Kraftwerks befindet sich heute eine Gedenktafel.