KZ-Außenlager Passau II

Gründung des Konzentrationslagers

Auf Betreiben der Zahnradfabrik Friedrichshafen (ZF) wurde im Juni 1943 als Zweigwerk die Waldwerke GmbH Passau eröffnet, in der Getriebe für Panzer, Bunkertüren und technische Kleinteile erzeugt wurden. Die ungenügende Ausstattung mit Maschinen führte zu einem zusätzlichen Arbeitskräftebedarf des Betriebs. Deshalb wurde Anfang März 1944 das KZ Passau II – Waldwerke als Außenkommando des Konzentrationslagers Mauthausen gegründet. Inklusive der KZ‐Häftlinge beschäftigte der Betrieb rund 1.200 Personen.

Lokalisierung

Die Arbeitsstätte der KZ-Häftlinge war in der Zahnradfabrik in der Donaustraße, wo auch nach ca. einem Monat der Lagerkomplex nahe der Produktionshalle am nördlichen Donauufer in Passau-Grubweg errichtet wurde. Vorher war das KZ-Lager im Ortsteil Lindau.

Informationen über die Häftlinge

Mit dem ersten Transport kamen ca. 100 KZ-Häftlinge in Passau II an, die im nahe gelegenen Lindau untergebracht wurden. Etwa einen Monat später, Ende April/Anfang Mai, bezogen sie einen Lagerkomplex nahe der Fabrikationshalle der Waldwerke. Der Höchststand an Gefangenen betrug 333. Für insgesamt KZ-Häftlinge 16 ist die Rücküberstellung ins KZ Mauthausen belegt.

Zwangsarbeit

Die KZ-Häftlinge wurden zur Produktion von Panzergetrieben, Bunkertüren und technischen Kleinteilen herangezogen. Sie mussten Tag und Nacht, in zwei Schichten zu je zwölf Stunden, arbeiten.

Bewachung

Über die SS‐Wachmannschaften ist lediglich bekannt, dass sie die Häftlinge grausam behandelten. Mehrere KZ-Häftlinge wurden getötet (z. B. „auf der Flucht“ erschossen). Als Lagerführer wird ein SS-Oberscharführer namens Vogelsang genannt.

Schließung

Die Auflösung des KZ-Außenlagers begann am 29. Oktober 1944, als 150 Häftlinge ins KZ Flossenbürg überstellt wurden. Eine Woche später, am 6. November, folgte die Verlegung von zwei Personen ins KZ Passau I – Oberilzmühle, bevor die verbliebenen 177 Männer schließlich am 7. November den Marsch ins KZ Zschachwitz (ein Außenlager von Flossenbürg) antreten mussten, der zahlreiche Todesopfer forderte.

Gedenken und Erinnern

Ab Mai 1945 nutzte die US-Armee das ehemalige KZ-Gelände zur Unterbringung von Displaced Persons – Menschen, die im Zuge des Krieges aus ihren Heimatländern vertrieben wurden oder flüchten mussten. 1946 wurde die Produktion in der Fabrik wieder aufgenommen, 1953 ging das Werk neuerlich an die Zahnradfabrik Friedrichshafen. Ein Erinnerungszeichen an das KZ-Außenlager ist nicht vorhanden.

Fotos (Aktuell, Historisch, Topografie und Luftaufnahmen)

Detailansicht ehem. Lagergelände und Zwangsarbeitseinsatz
Überblick mit GPS-Daten; ehem. Lagergelände und Zwangsarbeitseinsatz