KZ-Außenlager Peggau
Gründung des Konzentrationslagers
Auch für das „Werk‐Graz‐Thondorf“ der Steyr‐Daimler-Puch AG wurden, wie für andere wichtige Rüstungsproduktionen, unterirdische Produktionsstätten gesucht. Neben dem KZ-Außenlager Leibnitz‐Graz wurde für das „Werk‐Graz‐Thondorf“ auch Hinterberg bei Peggau, wahrscheinlich wegen der dortigen Natursteinhöhlen, ausgewählt. Das KZ-Außenlager Peggau wurde am 17. August 1944 errichtet. An diesem Tag kam auch der erste Transport mit 400 Häftlingen aus dem Konzentrationslager Mauthausen an.
Lokalisierung
Hinterberg bei Peggau befindet sich ca. 20 km nördlich von Graz. Das KZ-Außenlager lag ca. 1-2 km von der Stollenanlage entfernt. Insgesamt wurden im KZ-Außenlager Peggau 20 Baracken durch Häftlinge erbaut. Die Bauarbeiten einer Stollenanlage begannen bereits nach dem Luftangriff vom 26. Juli 1944 unter dem Tarnnamen „Marmor“. Es gab neue Eingänge zu den Stollenanlagen, die direkt an den Ort Peggau angrenzten. Die Stollenanlage war zu Beginn der Bauarbeiten mit einer Gesamtfläche von 9.400 m² geplant.
Informationen über die Häftlinge
Der erste Transport traf, wie bereits erwähnt, am 17. August 1944 mit 400 Häftlingen im KZ-Außenlager Peggau ein. Ca. 600 bis 700 KZ-Häftlinge arbeiteten bis März 1945 am Bau der Stollenanlage. Im März 1945 wurden alle KZ-Häftlinge des KZ-Außenlagers Eisenerz ins KZ Peggau überstellt und der Häftlingshöchststand mit 888 Internierten wurde erreicht. Die Mehrheit der Häftlinge kam aus Polen und der Sowjetunion, weitere kleinere Häftlingsgruppen setzten sich aus Franzosen, Italienern und Jugoslawen zusammen. Die erhaltenen Transportlisten zeigen, dass zumindest über 1.400 KZ-Häftlinge in den acht Monaten des Bestehens in das KZ-Außenlager gebracht wurden.
Zwangsarbeit
Neben dem Auf‐ und Ausbau des Lagers wurden die KZ-Häftlinge zum größten Teil für den Bau der Stollenanlage in Hinterberg eingesetzt. Sie sollte als unterirdische Produktionsanlage für die Rüstungsproduktion der Steyr‐Daimler‐Puch AG zur Herstellung von Flugzeugteilen dienen. Die Arbeiten in den Stollenanlagen waren in Tag‐ und Nachtschichten eingeteilt, die Arbeitszeit betrug 12 Stunden. Die schwere Arbeit im KZ-Außenlager Peggau spiegelte sich auch in einer Todesrate von ca. 16% wider. Laut einem Historiker waren 2.820 Arbeitskräfte aus dem Werk Graz‐Thondorf in Peggau tätig und 1.080 Werkzeugmaschinen wurden in die bis März 1945 ausgebauten Stollen ausgelagert.
Bewachung
Lagerkommandant im KZ Peggau war SS‐Untersturmführer Fritz Miroff, der davor im KZ-Außenlager Graz‐Leibnitz eingesetzt war. Das Bewachungspersonal bestand neben ca. 15 österreichischen Schutzpolizisten aus ca. 50-80 ukrainischen Wachsoldaten.
Schließung
Am 2. April 1945 wurde das KZ-Außenlager Peggau aufgelöst und 875 KZ-Häftlinge wurden von Bruck an der Mur mit Güterwaggons ins Konzentrationslager Mauthausen überstellt. Vor dem Abmarsch der Häftlinge nach Bruck an der Mur wurden mindestens 15 marschunfähige Häftlinge in der Stollenanlage ermordet. Am 7. April 1945 trafen 820 KZ-Häftlinge aus Peggau in Mauthausen ein.
Gedenken und Erinnern
Bis auf eine Baracke wurde das KZ-Lager Peggau nach Kriegsende abgerissen. Die verbliebene Baracke wurde 1960 ebenfalls von den Grundstücksbesitzern abgerissen. Ein 1955 von der Gemeinde errichtetes Denkmal wurde 1983 von Neonazis zerstört. Daraufhin wurde das Denkmal ohne Veränderung reproduziert. Erst 2005 wurde eine würdige Gedenkstätte errichtet, nachdem das Land Steiermark einen KünstlerInnenwettbewerb zur Neugestaltung der Gedenkstätte ausgeschrieben hatte. Die Gedenkstätte verfügt seitdem über ein weiteres Denkmal, das die Namen der Toten auflistet und über Informationstafeln zum KZ-Außenlager Peggau. Seit 2013 finden regelmäßig Gedenkfeiern statt, die von der lokalen Initiative beim ehemaligen KZ-Außenlager Peggau mit Hilfe der evangelischen und katholischen Kirche organisiert werden. Im Programm der Gedenk- und Befreiungsfeiern steht der aktuelle Termin der Gedenkveranstaltung.