KZ-Außenlager Saurerwerke
Gründung des Konzentrationslagers
Ab dem 20. August 1944 befand sich in Wien-Simmering (11. Bezirk) das KZ-Außenlager „Saurerwerke“ (auch: Saurer-Werke und „Wien-West“). Die rund 150 Häftlinge des ersten Transports wurden in einem Barackenlager vor den Toren des Werksareals, das vorher für Zivil-Internierte und Kriegsgefangene genutzt worden war, untergebracht.
Lokalisierung
Die Werkshallen der Saurerwerke in der Haidestraße22/Oriongasse im 11. Wiener Gemeindebezirk bestehen nach wie vor, das ehemalige Lagergelände ist heute mit neuen Gewerbeobjekten der Firma LGV Frischgemüse Wien reg. Gen.m.b.H. überbaut.
Informationen über die Häftlinge
Im ersten Monat des Bestehens wuchs die Anzahl der Häftlinge von etwa 150 auf 1.000 an, zwei weitere Monate später befanden sich bereits 1.391 Personen im KZ Saurerwerke. Ende Februar bis Mitte März 1945 erreichte es den Höchststand von 1.480 Häftlingen. Die Männer, die meisten waren mit der Kennzeichnung „politisch“ in KZ-Haft, kamen aus Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Jugoslawien, Österreich, den Niederlanden, Belgien, Spanien, Luxemburg, Polen, der Sowjetunion, der Tschechoslowakei und Ungarn; unter ihnen befanden sich auch einige jüdische Häftlinge. Lagerältester war der Häftling Franz Kalteis aus Wien, der auf Betreiben der illegalen Widerstandsorganisationen der Häftlinge des KZ Mauthausen nach Simmering geschickt wurde. Auch in den Saurerwerken formierte sich eine illegale Häftlingsorganisation, bestehend aus Vertretern aller im Lager vertretenen Nationen und (politischen) Richtungen, die von Walter Ehlen (Funktionär des deutschen Kommunistischen Jugendverbandes) aufgebaut und geleitet wurde.
Zwangsarbeit
Die Saurerwerke waren bereits vor dem Anschluss auf Kettenfahrzeuge und LKW spezialisiert und führten die Produktion unter dem Nazi-Regime fort. Die KZ-Häftlinge wurden ausschließlich bei der Fertigung von Panzerschleppern eingesetzt. Sie arbeiteten in der C-Halle im Werk 2 (hier wurden die Fenster vergittert und Mauern gebaut). Da das Werksareal zu klein war, wurden zwei große Säle im Untergeschoß des nahe gelegenen Schlosses Neugebäude ebenfalls bis Ende März 1945 als Produktionshalle verwendet. Überlebende berichteten später, dass sie von zivilen österreichischen und ausländischen Arbeitern immer wieder Solidarität erfuhren. Davon abgesehen waren die Arbeitsbedingungen schwer. Insgesamt starben 40 Gefangene im KZ-Außenlager. Weitere 17 kamen nach ihrer Rücküberstellung in das Stammlager Mauthausen im „Sanitätslager“ ums Leben.
Bewachung
SS-Hauptsturmführer Johann Gärtner war Lagerkommandant, SS-Oberscharführer Karl Kleine fungierte als Schutzhaftlagerführer und SS-Oberscharführer Gerhard Wittkowski als Führer vom Dienst. Vier Mauthausener SS Offiziere, 46 SS-Unteroffiziere sowie 85 SS-Mannschaftsgrade bewachten die Häftlinge.
Schließung
Am 1. April 1945 wurde die Evakuierung des KZ Saurerwerke vorbereitet. Dem Lagerältesten Franz Kalteis gelang es, SS-Hauptsturmführer Gärtner davon abzubringen, die rund 190 Kranken bzw. „Marschunfähigen“ umzubringen und sie stattdessen im Lager zurückzulassen, als am nächsten Tag 1.276 Häftlinge in drei Kolonnen auf den Evakuierungsmarsch geschickt wurden. Von Simmering wurden sie über Purkersdorf, St. Pölten, Mank, Scheibbs, Gresten, Randegg und Seitenstetten nach Steyr getrieben. Unterwegs wurden viele Häftlinge von SS-Männern erschossen, einige starben an Erschöpfung, 25 Häftlingen gelang die Flucht. Am 23. April 1945 kamen schließlich 1.076 Häftlinge im Mauthausener Außenlager Steyr-Münichholz an. Eine Woche später, am 30. April, wurden 497 von ihnen ins Stammlager überstellt. Die „Marschunfähigen“, die in Simmering zurückgeblieben waren, wurden am 8. April 1945 von sowjetischen Truppen befreit.
Gedenken und Erinnern
Auf Initiative der SPÖ-Bezirksorganisation Wien-Simmering wurde 1981 - einige hundert Meter östlich des Arelas des ehemaligen Außenlagers - ein Gedenkstein errichtet. Jedes Jahr findet hier eine Gedenkveranstaltung statt, die vom Verein Niemals Vergessen, der im Netzwerk des Mauthausen Komitees Österreichs tätig ist, organisiert wird und an der der „Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen, Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschist/inn/en“, das Mauthausen Komitee Österreich und die Berufsschule für Gastgewerbe teilnehmen. Das Programm mit den Gedenkveranstaltungen befindet sich auf der Webseite des Mauthausen Komitees Österreich.