KZ-Außenlager Schloss Lind
Gründung des Konzentrationslagers
Am 22. Juni 1942 kamen 20 KZ-Häftlinge nach Schloss Lind, in dem sich bereits ca. 50 russische und einige französische Kriegsgefangene befanden. Am 20. November 1942 wurde es vom Stammlager Mauthausen übernommen. Die KZ-Häftlinge wurden in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt.
Lokalisierung
Das KZ-Außenlager Schloss Lind in der Gemeinde St. Marein bei Neumarkt, unterhalb des Perchauer Sattels, befand sich in den Räumlichkeiten des Schlosses, das als landwirtschaftliches Gut diente. Mit bis zu 30 KZ-Häftlingen war es mitunter das kleinste Außenlager des KZ Mauthausen. Die KZ-Häftlinge wurden in einem Raum im dritten Stock des kleinen Schlosses untergebracht. Ungewöhnlich war, dass sich im Lagerbereich der Wohn- und Wirtschaftsbereich des Landgutes, das Kriegsgefangenenlager und der Wohnbereich der SS mit dem Konzentrationslager vermischten. Der sonst übliche abgegrenzte Herrschaftsraum kam dadurch nicht zustande.
Informationen über die Häftlinge
Am 22. Juni 1942 wurden 20 KZ-Häftlinge nach Lind deportiert, darunter drei polnische Häftlinge (Jerzy Dudek, Stefan Czerkawski und Tadeusz Korzak). Ihre Erinnerungen sind eine wichtige Quelle zur Geschichte des KZ-Außenlagers Lind. Die Häftlinge waren alle sogenannte „politische“ Gefangene. Obwohl sich die typischen Strukturen des Konzentrationslagers auch in Lind zeigten, ist dieses Arbeitslager nicht mit anderen vergleichbar. Es handelte sich um ein landwirtschaftliches Gut und diesem Umstand verdankten die KZ-Häftlinge einen einigermaßen erträglichen Ernährungszustand, wenngleich von einer ausreichenden Versorgung auch hier nicht die Rede sein konnte. Mit Übernahme durch das Stammlager Mauthausen am 20. November 1942 verschlechterten sich die Haftbedingungen auch im KZ-Außenlager Lind, da die Lagerführung wechselte. Mit dem neuen Kommandoführer Josef Schmidt standen Prügel an der Tagesordnung, ein KZ-Häftling dürfte an den Folgen willkürlicher Gewalt gestorben sein.
Zwangsarbeit
Die KZ-Häftlinge mussten vor allem in der Land- und Forstwirtschaft arbeiten. Der „Deutsche Reichsverein für Volkspflege und Siedlerhilfe“ und das „SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt“ waren die Auftraggeber für die Zwangsarbeit der Internierten und somit auch Nutznießer der Zwangsarbeit der KZ-Häftlinge.
Bewachung
Mit Übernahme durch Mauthausen im Jahr 1942 war der Kommandoführer Josef Schmidt. Die russischen und französischen Kriegsgefangenen wurden durch einige wenige Wehrmachtssoldaten bewacht. In den KZ-Außenlagern kamen aufgrund von Personalmangel bei der SS, besonders ab dem Jahr 1944, Wehrmachtssoldaten zur Bewachung der KZ-Häftlinge zum Einsatz. Lediglich die Führungspersonen waren aus dem SS-Personal (vgl. Freund 1999, S. 271).
Befreiung
Am 3. Mai 1945 wurde zwar die Evakuierung des Lagers befohlen, nur die zu Beginn 1943 deportierten spanischen Häftlinge sollten bleiben. Aber es wurde schnell klar, dass ein Durchkommen nach Mauthausen nicht möglich war und die Häftlinge wurden zurück ins KZ-Außenlager Schloss Lind gebracht. Am 5. Mai 1945 wurden diese offiziell von der „Österreichischen Freiheitsbewegung“ befreit und mit Ausweisen ausgestattet. Die Häftlinge des KZ-Außenlagers Schloss Lind wurden durch die britische Armee am 11. oder 12. Mai nach St. Salvator in Kärnten und danach weiter ins UNRRA-Lager (Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen) nach Udine gebracht.
Gedenken und Erinnern
1996 gründete der österreichische Künstler Aramis im Schloss Lind das sogenannte „ANDERE heimatmuseum“. Seitdem vermittelt die Dauerausstellung die Geschichte des KZ-Außenlagers sowie die Zeit des Nationalsozialismus in Österreich. Im Netzwerk des Mauthausen Komitees Österreichs finden jährlich mehr als 90 Gedenk- und Befreiungsfeiern statt. Dazu zählen seit vielen Jahren auch die Gedenkveranstaltungen im Schloss Lind.