KZ-Außenlager Schwechat Santa I+II
Gründung des Konzentrationslagers
Santa I:
Als die Rüstungsproduktion aufgrund der Zunahme von alliierten Bombenangriffen ab August 1943 sukzessive in Kelleranlagen und unterirdische Großräume verlagert wurde, erhielten die Flugmotorenwerke Ostmark in Wiener Neudorf die Schwechater Brauereikeller (ca. 9.500 m2), die seit einigen Jahren kaum mehr als Lager dienten. Da die Brauerei diese nicht freiwillig zur Verfügung stellte, hatte das Rüstungsministerium die Keller beschlagnahmt. Die ersten rund 200 Häftlinge aus dem KZ Mauthausen kamen vermutlich bereits im März 1944, im Zuge der Verlagerung der Maschinen des Flugzeugwerks von Wiener Neudorf in die Brauereikeller, nach Schwechat. Als Tarnname wurde „Santa I + II“ festgelegt, obwohl es zwei getrennte Lager gewesen sein dürften.
Santa II:
Ab dem 15. April 1944 mietete das Rüstungsministerium auch Keller in der Bruck-Hainburger Straße 26 und brachte dort einen Teil der Heinkel-Werke unter, die bereits seit 1943 am Fliegerhorst Schwechat unter Zwangsarbeitseinsatz von 2.665 KZ-Häftlingen Flugzeugteile fertigten.
Lokalisierung
Santa I:
Die Zwangsarbeitsstätten waren über das gesamte Stadtgebiet verstreut, die Unterbringung dürfte zentral auf dem ehemaligen Phönix-Sportplatz erfolgt sein. Die Kelleranlagen waren unter dem Areal der ehemaligen „Pechhütte“ in der Wiener Straße 52, unter dem Popper Brauhaus am Hauptplatz 3 und dem gegenüberliegenden Figdor-Brauhaus liegenden ehemaligen Bier-Lagerkeller.
Santa II:
Die Zwangsarbeitsstätten befanden sich in einem Kellerstollen in der Bruck-Hainburger Straße 26.
Informationen über die Häftlinge
Mit dem ersten Transport kamen laut Zeitzeugen rund 200 Häftlinge nach Schwechat. Nach Bombardierungen des Hauptwerks der Flugmotorenwerke in Wiener Neudorf ab 26. Juli 1944 stieg die Häftlingszahl wahrscheinlich auf etwa 600 an.
Zwangsarbeit
Die Santa I-Häftlinge mussten zu Beginn Um- und Ausbauarbeiten an den Kellern und die Installation von Maschinen für die Flugmotorenwerke Ostmark durchführen und ein Barackenlager auf dem ehemaligen Phönix-Sportplatz errichten.
Die Santa II-Häftlinge fertigten vermutlich (weiterhin) Flugzeugteile für die Heinkel-Werke.
Bewachung
Lagerkommandant der KZ in Schwechat war der berüchtigte Massenmörder SS-Hauptsturmführer Anton Streitwieser.
Schließung
Santa I und II wurden am 1. April 1945 aufgrund der näher rückenden alliierten Front evakuiert und die KZ-Häftlinge über das KZ-Außenlager Hinterbrühl zu Fuß - in sogenannten Todesmärschen - Richtung Konzentrationslager Mauthausen getrieben.
Gedenken und Erinnern
Die Stadtgemeinde Schwechat errichtete 2010 auf Initiative der Stadtarchive, der Schülerinnen und Schüler des Schwechater Gymnasiums, der KPÖ Niederösterreich und des Mauthausen Komitees Österreich ein Denkmal für die Häftlinge des KZ-Außenlagers. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe der heutigen Schwechater Brauerei zwischen der Wiener Straße und der Klederinger Straße.