KZ-Außenlager St. Lambrecht
Gründung des Konzentrationslagers
Im Bereich des 1938 von der SS beschlagnahmten Benediktinerstiftes St. Lambrecht wurden auf Initiative des kommissarischen Verwalters Obersturmbannführer Hubert Erhart drei Außenlager errichtet: In St. Lambrecht selbst existierte ab 12. Mai 1942 ein KZ-Außenlager für Männer des KZ Dachau. Ab dem Frühjahr 1943 wurden weibliche Häftlinge aus dem KZ Ravensbrück ebenfalls dort interniert. Ein drittes Lager befand sich als Außenkommando auf Schloss Lind. Im November 1942 wurde das Männerkonzentrationslager, am 15. September 1944 das Frauenkonzentrationslager in die Verwaltung des KZ Mauthausen übernommen.
Lokalisierung
Die Häftlinge wurden, nach Geschlecht getrennt, im Benediktinerstift St. Lambrecht interniert. Laut Historikern waren die weiblichen KZ-Häftlinge im Südtrakt des Klosters untergebracht.
Informationen über die Häftlinge
Der Häftlingshöchststand im Männerlager lag etwa zwischen 80 und 101 Häftlingen. Im Juni 1943 wurden, mit Ausnahme der spanischen Internierten, die Häftlinge des Außenkommandos St. Lambrecht nach Mauthausen und Gusen überstellt. Ein Großteil dieser rücküberstellten Gefangenen wurde in Mauthausen unmittelbar nach der Ankunft ermordet. Am 2. Juli 1943 wurden 99 spanische Häftlinge und ein polnischer Häftlingsarzt nach St. Lambrecht überstellt. Die 24 weiblichen Inhaftierten im Frauenlager stammten aus Deutschland (10), Polen (6), den Niederlanden (5), Österreich (2) und Belgien (1). Sie waren im KZ Ravensbrück als Bibelforscherinnen kategorisiert und wurden Anfang Mai ins Außenlager in St. Lambrecht überstellt. Nach der Rückstellung einer polnischen Internierten ins KZ Ravensbrück waren immer 23 Häftlinge im Frauenlager.
Zwangsarbeit
Mit der Übernahme des Außenlagers St. Lambrecht durch die Verwaltung des KZ Mauthausen verschlechterten sich die Bedingungen der Häftlinge massiv. Im Männerlager wurden die Häftlinge für Forst- und Gutsarbeit sowie für den Bau einer Siedlung eingesetzt. Ab dem Jahreswechsel 1942/1943 mussten die Häftlinge für den Verwalter von St. Lambrecht, Hubert Erhart, eine Villa errichten. Die weiblichen Häftlinge wurden für verschiedenste Arbeiten, wie beispielsweise häusliche Tätigkeiten, Arbeiten im Garten sowie in der Land- und Forstwirtschaft, Hilfsarbeiten für die Publikationsstelle oder für Arbeiten in der Häftlingsküche (für Frauen- und Männerlager), eingesetzt.
Bewachung
Lagerführer war SS-Hauptscharführer Heinrich Schöller. Für die direkte Bewachung der weiblichen Gefangenen wurden Aufseherinnen aus dem KZ Ravensbrück eingesetzt.
Befreiung
Das KZ-Außenlager St. Lambrecht wurde nicht evakuiert. Wahrscheinlich waren die Häftlinge in den letzten Tagen ohne Bewachung. Das KZ-Außenlager, sowohl das Frauen- als auch das Männerlager, wurde laut Historikern am 11. Mai 1945 von den britischen Einheiten befreit.
Gedenken und Erinnern
1946 ging das Stift St. Lambrecht wieder in den Besitz des Benediktinerordens über. 2008 wurde im Stiftshof ein Gedenkstein zur Erinnerung an das KZ-Außenlager errichtet. Die ehemaligen Lagerbereiche sind inzwischen wieder in klösterlicher Verwendung. Initiativen zum Gedenken an das KZ-Außenlager werden in unregelmäßigen Abständen von Seiten des Konventes des Benediktinerstiftes – z.T. in Kooperation mit anderen Institutionen – unternommen. Im Programm der Gedenk- und Befreiungsfeiern finden Sie etwaige Veranstaltungen.