KZ-Außenlager St. Valentin
Gründung des Konzentrationslagers
Das KZ-Außenlager St. Valentin wurde am 21. August 1944 gegründet und stand in engem Zusammenhang mit der Rüstungsindustrie und den dazugehörigen ZwangsarbeiterInnenlagern. Neben dem KZ-Außenlager von Mauthausen bestand in St. Valentin auch eine Reihe von Kriegsgefangenen-, Zwangs- und FremdarbeiterInnenlagern sowie ein Sonderlager für Jüdinnen und Juden. Vor der Gründung des KZ-Außenlagers wurden für kurze Zeit täglich KZ-Häftlinge aus dem nahe gelegenen Konzentrationslager Mauthausen mit Bussen zur Panzerbaufertigung ins Nibelungenwerk gebracht.
Lokalisierung
Das KZ-Außenlager St. Valentin befand sich ca. 300 m hinter dem Werksgelände im Ortsteil Herzograd, nahe der Panzerteststrecke des Werks. Im KZ-Außenlager selbst wurden etwa 10 Baracken errichtet. Die KZ-Häftlinge waren in drei Baracken untergebracht, eine weitere diente als Krankenstation. Teile des Lagers und der Produktion sollten gegen Kriegsende noch in die ca. drei Kilometer entfernten „Viehdorfer Stollen“ verlegt werden.
Informationen über die Häftlinge
In dem Transport, der am 21. August 1944 in St. Valentin eintraf, befanden sich 500 KZ-Häftlinge: Vor allem jüdische Gefangene aus Polen, aber auch aus Deutschland (5), Ungarn (9), der Slowakei (1) und Belgien (1). Am 28. August wurden weitere 500 KZ-Häftlinge ins KZ-Außenlager St. Valentin überstellt, darunter zahlreiche „Zivilrussen“. Schon am 7. September 1944 traf neuerlich ein Transport mit 500 KZ-Häftlingen ein. Der Häftlingshöchststand lag bei 1.490, und wurde am 21. Oktober 1944 erreicht. Durch Rücküberstellungen nach Mauthausen und Todesfälle (mind. 150 bis März 1945) wurde dieses Maximum nie übertroffen und die Häftlingszahl sank bis März 1945 auf unter 1.000 Internierte. Im Zuge der Verlegung von Produktionen des Nibelungenwerks in die Stollenanlage des KZ-Außenlagers Ebensee wurden auch KZ-Häftlinge aus St. Valentin nach Ebensee überstellt. Dort kamen zwischen dem 20. und 23. April 1945 695 Gefangene an. Wie hoch die Zahl bei der Abfahrt in St. Valentin war, ist nicht bekannt.
Zwangsarbeit
Ein Teil der KZ-Häftlinge wurde innerhalb der Panzerfabrik eingesetzt, wo sie aber separiert in einer eigenen Halle untergebracht wurden. Außerdem mussten sie Erhaltungs- und Wartungsarbeiten an der Panzerteststrecke verrichten. Dort erbauten sie auch einen großen Luftschutzbunker, den die Häftlinge - im Gegensatz zu anderen Konzentrationslagern - im Notfall auch selbst aufsuchen durften.
Bewachung
Das Bewachungspersonal setzte sich aus ca. 110 SS-Angehörigen zusammen. Zunächst war SS-Hauptsturmführer Otto Langer Lagerführer. Im Dezember 1944 wurde er von SS-Obersturmführer Johann Heidingsfelder abgelöst. Gegen Ende des Bestehens des KZ St. Valentin, wurden auch Einheiten der Luftwaffe sowie ukrainische SS-Einheiten für die Bewachung eingesetzt. Nach dem Krieg wurden einzelne SS-Angehörige und Funktionshäftlinge sowie der Werkschutzleiter der Nibelungenwerke wegen Misshandlung und Tötung von Häftlingen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Schließung
Ende April 1945 wurde das KZ-Außenlager St. Valentin aufgelöst, da die alliierten Luftangriffe schwere Zerstörungen im Gebiet St. Valentin anrichteten. Die Häftlinge wurden in die Konzentrationslager Mauthausen und Ebensee überstellt, wo sie am 5. Mai 1945 von US-Soldaten befreit wurden.
Gedenken und Erinnern
Vom ehemaligen KZ-Außenlager St. Valentin sind nur noch überwucherte Barackenfundamente erhalten. In den Fabrikhallen wird heute noch produziert. Eine am Haupttor der Nibelungenwerke aufgestellte Gedenktafel wurde nach ein paar Jahren auf den Friedhof von St. Valentin versetzt. Eine lokale Gedenkinitiative und eine Hauptschule sind hauptverantwortlich dafür, dass 1996 in der Nähe des Bahnhofs Herzograd in St. Valentin ein Denkmal zur Erinnerung an das KZ-Außenlager errichtet wurde. Auch die acht Schautafeln, die mittlerweile beim Mahnmal aufgestellt wurden, sind der lokalen Initiative zu verdanken. Sie organisiert überdies die alljährliche Gedenkfeier. Das genaue Datum der Veranstaltung steht im Programm der Gedenk- und Befreiungsfeiern des Mauthausen Komitees Österreich.