KZ-Außenlager Steyr-Münichholz
Gründung des Konzentrationslagers
Zwischen dem Konzentrationslager Mauthausen und Steyr bestanden bereits in den Jahren 1938 bis 1940 enge Verbindungen: Bis zur Errichtung eines eigenen Krematoriums in Mauthausen wurden die dort ermordeten Häftlinge im städtischen Krematorium Steyr verbrannt. Das Außenlager Steyr‐Münichholz wurde am 14. März 1942 gegründet und war eines der ersten Außenlager für die deutsche Rüstungsindustrie.
Lokalisierung
Das KZ-Außenlager Steyr-Münichholz war auf dem Gelände rechts der jetzigen Haagerstraße platziert.
Informationen über die Häftlinge
Die Häftlinge kamen zum Großteil aus Spanien, Frankreich, Polen, Italien, Griechenland, Russland und Tschechien, aber auch aus anderen Ländern. Die Anzahl der Inhaftierten bewegte sich zwischen 1.000 und 2.000 Personen. Im April 1945 wurde mit 3.090 der höchste Häftlingsstand erreicht, da mehrere Evakuierungsmärsche aus dem KZ Wiener Neustadt über Steyr geführt wurden. Neben den harten Arbeits‐ und Lebensbedingungen im Außenlager Steyr‐Münichholz forderten auch Luftangriffe auf die Steyr-Werke im Februar und April 1944 ihre Opfer. Im Veraschungsbuch der Stadt Steyr sind 226 Häftlinge namentlich erfasst, deren letzter Aufenthaltsort das KZ Steyr‐Münichholz war und die im Steyrer Krematorium verbrannt wurden. Normalerweise wurden die kranken Häftlinge in das Hauptlager zurückgeschickt und dort umgebracht. Die genaue Zahl der Opfer des Außenlagers Steyr-Münichholz ist bis heute unbekannt.
Zwangsarbeit
Die aus dem Konzentrationslager Mauthausen überstellten Häftlinge wurden im Außenlager Steyr-Münichholz in den Steyr-Werken für Arbeiten der Rüstungsproduktion eingesetzt. Für die Stadt Steyr mussten sie Straßen und Luftschutzbunker bauen.
Bewachung
Insgesamt waren 146 SS-Leute als Bewacher im KZ Steyr-Münichholz eingesetzt, hauptsächlich Rumänen, Kroaten, Ungarn, aber auch andere, darunter ebenso Steyrer. Lagerkommandant war Otto Heess, ein Deutscher aus Pforzheim. Besonders brutal gebärdete sich der SS-Scharführer und Sanitätsdienstgrad Gottlieb Muzikant. Er wurde wegen 20-fachen Mordes zu 21 Mal „lebenslänglich“ verurteilt, aber er war nicht der einzige Sadist in diesem Konzentrationslager. Die Volksgerichtsverfahren zeigen eine Menge Beispiele.
Befreiung
Am 5. Mai 1945 befreiten amerikanische Truppen das Lager. 1948 wurde die Asche von KZ-Häftlingen auf dem Steyrer Urnenfriedhof beigesetzt. Ein Gedenkstein mit der Aufschrift „Niemals vergessen” erinnert daran. 1953 wurde in der Nähe des ehemaligen Lagers von der „Amicale de Mauthausen“ und dem KZ‐Verband Steyr ein Gedenkstein errichtet.
Gedenken und Erinnern
Die Amicale de Mauthausen, der Verband französischer KZ-Überlebender im Netzwerk des Comité International de Mauthausen, errichtete 1953 ein Denkmal am Standort des ehemaligen Lagers. Hier findet auch jedes Jahr im Mai die Befreiungsfeier statt. Das genaue Datum steht im Programm der Gedenk- und Befreiungsfeiern. Weitere Gedenksteine und Tafeln befinden sich am Urnenfriedhof, am jüdischen Friedhof, bei der ehemaligen Synagoge der Stadt Steyr und auf der Friedrich-Uprimny-Stiege. Auch am Haus des BRG Steyr (Michaelerplatz 6) ist eine Gedenktafel angebracht. Im „Stollen der Erinnerung“, im Stadtzentrum von Steyr, ist eine Ausstellung über KZ- und Zwangsarbeit in Steyr zu besichtigen.
Das 1988 gegründete Mauthausen Komitee Steyr kümmert sich um die Erhaltung der Gedenkstätten, die Abhaltung von Befreiungsfeiern, die Erforschung der jüdischen Geschichte von Steyr, die Pflege des jüdischen Friedhofs und die wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte des KZ-Außenlagers.