KZ-Außenlager Redl-Zipf
Gründung des Konzentrationslagers
Im September 1943 fiel die Entscheidung, in den beschlagnahmten Kellern der Bierbrauerei in Zipf einen Betrieb der Raketenrüstung des Deutschen Reiches unterzubringen. Es wurden Anlagen errichtet, um für das Aggregat 4, die sogenannte „Wunderwaffe“ V2, Triebwerke zu testen und flüssigen Sauerstoff als Treibstoff zu erzeugen. Zur Tarnung der Anlagen wurden in Zipf die Bunker mit Netzen überspannt und alle Gebäude schwarz gespritzt. Der Deckname dieses Rüstungsbetriebes lautete „Steinbruch‐Verwertungs GmbH, Betrieb Schlier“ - kurz „Schlier“ -, benannt nach dem Mergelvorkommen in Zipf. Bereits Anfang Oktober 1943 überstellte die SS die ersten KZ‐Häftlinge zum Aufbau des KZ‐Außenlagers nach Redl‐Zipf. Am 11. Oktober 1943 wurde das KZ-Außenlager Schlier‐Redl‐Zipf eröffnet, das auch als „Rella X“ bezeichnet wurde.
Lokalisierung
Das KZ-Außenlager befand sich neben dem Werksgelände der Brauerei und bestand aus vier Unterkunfts- und einer Küchenbaracke.
Informationen über die Häftlinge
Die ersten KZ-Häftlinge kamen im Oktober 1943 unter der Aufsicht von SS‐Hauptsturmführer Georg Bachmayr ins KZ-Außenlager Schlier‐Redl‐Zipf, um dieses aufzubauen. Bis zum Winter 1943 waren hier bereits ca. 1.500 Häftlinge interniert. Der Häftlingsstand schwankte stark, der Höchststand lag im Dezember 1943 bei rund 1.900 Personen. Die Mehrheit der Internierten kam aus Frankreich, Italien, Polen, der Sowjetunion sowie aus Spanien. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen forderten zahlreiche Tote. Insgesamt verloren mindestens 267 Häftlinge im KZ‐Außenlager Redl‐Zipf ihr Leben. Bei der Flüssigsauerstoffproduktion kam es außerdem wiederholt zu Unfällen. Bei einer Explosion wurde Sabotage durch KZ-Häftlinge vermutet.
Zwangsarbeit
Die KZ-Häftlinge wurden vor allem für den Aus‐ und Umbau der referierten Brauereikeller, die Errichtung eines Bunkers zur Unterbringung von Prüfanlagen für Raketenbrennkammern, den Bau eines Trafobunkers und für die Errichtung eines Eisenbahn-Zubringergleises eingesetzt. Telefonleitungen und Stromkabel wurden verlegt sowie eine eigene Kläranlage errichtet. Nachdem (nach einigen Verzögerungen) die Anlage fertiggestellt war, wurden die verbliebenen KZ-Häftlinge vor allem zu Erhaltungsarbeiten eingesetzt. Um 7 Uhr früh war Schichtbeginn, nach 12 Stunden Arbeit, um 19 Uhr, erfolgte der Schichtwechsel. Dann übernahm die Nachtschicht bis 7 Uhr früh. Es wurde bei jedem Wetter, ohne Ruhetag gearbeitet. Arbeitsunfähige KZ-Häftlinge wurden ins KZ-Mauthausen rücküberstellt. Im April 1945 kam das so genannte „Unternehmen Bernhard“, das zur Dokumenten‐ und Geldfälschung eingesetzt wurde, für wenige Wochen nach Zipf. Vom KZ Sachsenhausen wurden 142 Häftlinge über das KZ Mauthausen ins Außenlager Schlier‐Redl‐Zipf überstellt. Sie sollten hier ihre Fälschungsarbeiten wieder aufnehmen. In Redl‐Zipf kam es allerdings nicht mehr zur Produktion von gefälschten Geldnoten (im Mai 1945 waren auch noch gefälschte Dollarnoten geplant). Vor der Evakuierung des KZ-Außenlagers nach Ebensee wurden noch Kisten voller Falschgeld mit Mängeln in einem Wald in der Umgebung verbrannt.
Bewachung
Das KZ-Außenlager wurde von Einheiten der Wehrmacht und SS-Angehörigen bewacht. Der erste Lagerkommandant war SS‐Hauptsturmführer Georg Bachmayer. SS‐Obersturmführer Alfons Bendele (ev. Bentele) löste den Lagerkommandanten Karl Schöpperle ab und war der letzte Lagerkommandant des KZ-Außenlagers Schlier‐Redl‐Zipf.
Schließung
Am 3. Mai 1945 wurden die KZ-Häftlinge, teils auf Lastwägen, teils zu Fuß, nach Ebensee gebracht/getrieben. Am folgenden Tag löste die SS das KZ‐Außenlager auf, steckte es in Brand und versuchte gemeinsam mit verbliebenen Häftlingen, die Spuren zu verwischen. Im KZ-Ebensee wurden die Häftlinge am 6. Mai durch US‐Soldaten befreit.
Gedenken und Erinnern
Überreste des ehemaligen KZ-Häftlingslagers sind heute nicht mehr sichtbar. Die Brauerei Zipfer gewährt nur sehr eingeschränkten Zugang zur Stollenanlage. Auf Initiative ehemaliger Häftlinge wurde 1985 bei der Kirche in Zipf ein Denkmal errichtet, welches 2014 ergänzt wurde. Das Mauthausen Komitee Vöcklabruck und die ARGE Schlier organisieren die jährliche Gedenkveranstaltung. Dem Programm der Gedenk- und Befreiungsfeiern können Sie den Termin entnehmen.